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Besetzung
GUNDULA KÖSTER
CARL MARTIN SPENGLER
UTE FALKENAU (p)
Mitarbeit
ILSE NICKEL
Deutsche Übersetzung
HANS-CHRISTIAN OESER
© 2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Ditzingen
Aufführungsdauer
ca. 2h 15min (inkl. Pause)
Die nächsten Aufführungen

14.04. | So | 16:00

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04.05. | Sa | 19:30

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02.06. | So | 16:00

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MARK TWAIN: DIE TAGEBÜCHER VON ADAM UND EVA

Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen! Mal amüsiert, mal wütend wird dieser Satz hin und wieder zum Besten gegeben. Wie sind eigentlich die ersten Menschen miteinander zurechtgekommen? Adam wurde nicht gefragt, ob er nicht lieber allein geblieben wäre …

Kein geringerer als Mark Twain hat die Tagebücher von Adam und Eva aufgespürt und übersetzt. Das jedenfalls versichert der Autor in einer editorischen Notiz. Und schon gibt es vieles zu erfahren: Wie paradiesisch war das Paradies? War es bei Adam und Eva Liebe auf den ersten Blick? Kam es auch zu Reibungen und Missverständnissen? Hat es schon damals gegeben, was wir mit „typisch Mann“ oder „typisch Frau“ bezeichnen? Und überhaupt, wer war eigentlich am Sündenfall schuld? Mit weiblicher Raffinesse säht Eva Zweifel an ihrer Schuld.

Mit dem für Mark Twain typischen Witz, Humor und liebenswürdiger Ironie schildert er die Begegnungen zwischen Adam und Eva. Tagebuchaufzeichnungen, in denen Adam sich über das neue Geschöpf mit den langen Haaren wundert und Eva von seinem mürrischen Wesen befremdet ist. Augenzwinkernd lässt uns Mark Twain am Leben der ersten Menschen teilhaben.

Von Wolfgang Brauer

Die Geschichte mit dem Apfel

Und am sechsten Tag schuf Gott den Menschen nach seinem Bilde. Einen Mann und ein Weib, und er segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch … Und als sie es dann taten, flogen sie raus aus dem Garten Eden. Eine Geschichte, bei der es einem Spötter wie Mark Twain nur so unter den Fingern jucken musste. Aber er muss sehr schnell gemerkt haben – das Fach gender studies war 1893 noch vollkommen unbekannt –, dass die Geschichte immer aus zwei Sichten erzählt werden muss. (…) Also versuchte er erst gar keine Synthese, sondern ließ beide unabhängig voneinander erzählen: „Die Tagebücher von Adam und Eva“ entstanden. (…)

Im Berliner Theater im Palais hängt derzeit ein grasegrüner Apfel von der Bühnendecke. Verlockung? Drohung? (…) Der Bühnenhorizont zeigt ein Bild der Galaxis. Das sieht nach Urknall aus, dem Anfang von allem? Wir wissen es nicht. Auch der Mensch bei Mark Twain weiß es nicht. Plötzlich ist da „das neue Geschöpf mit langen Haaren“, und es redet und redet. Er will eigentlich nur seine Ruhe haben, das Wesen ist aber entsetzlich neugierig. Es nennt ihn „das Reptil“, weil es allen Dingen einen Namen geben muss. Zudem hat es merkwürdige Ideen und will unbedingt einen Brontosaurus als Stubentier. Der Mensch fürchtet natürlich um seine Behausung und wirft das Wesen raus. Das heult, wie immer, wenn es etwas nicht kriegt, und darf natürlich wieder rein. Ohne Brontosaurus, dafür hat es am Dienstag die Begegnung mit der Schlange. Der „Rest“ ist bekannt …
Der Twainsche Text wird im Palais am Festungsgraben als Lesetheater gegeben. Gundula Köster und Carl Martin Spengler setzen ganz auf die Kraft des Sprechens. Die Intimität des kleinen Saals unterstützt das. Gelegentlich mal ein halb herabgezogener Mundwinkel, das Aufblitzen von Evas Augen, ein ganz kurz trotziges Gesicht Adams – das schnell wieder in tumbe Hilflosigkeit abgleitet. Mehr ist eigentlich nicht. Die gestischen Mittel sind sparsam eingesetzt. Aber das ist spannend und unterhaltsam zu erleben. Dieser Ansatz geht voll auf. Unterstützt werden die beiden Protagonisten von kurzen Interventionen Ute Falkenaus am Piano. Auch dies sehr unaufdringlich.
Die Inszenierung ist ein großes Loblied auf die Liebe. Und so hatte Mark Twain das auch gemeint. Wer traut sich das denn heute noch … Hingehen!


Im Interview: Gabriele Streichhahn stellt die neue Premiere vor

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